Warum Due Diligence mehr ist als Papierkram
In der Start-up-Welt wird der Begriff Due Diligence oft als notwendiges Übel wahrgenommen. Doch gerade im Gesundheitswesen, das stark reguliert und komplex ist, entscheidet eine gut vorbereitete Due Diligence über den Erfolg oder Misserfolg eines Deals. Es geht nicht nur darum, Dokumente vorzulegen, sondern darum, dem potenziellen Investor ein transparentes, strukturiertes und professionell geführtes Unternehmen zu präsentieren.
„Due Diligence ist kein Test – sondern ein Vertrauensbeweis.“ – Michael Scheidel
Healthcare-Investoren achten besonders auf Umsetzungsreife, rechtliche Sicherheit und nachhaltige Strukturen. Deshalb gilt: Wer vorbereitet ist, hat die besseren Karten – und oft auch die besseren Konditionen.
Die 5 zentralen Bereiche der Due Diligence
Finanzen & Forecasts
Aktuelle BWA, GuV, Bilanz (mind. 2 Jahre)
Liquiditätsplanung für 12-24 Monate
Annahmen hinter Finanzmodellen klar und nachvollziehbar
Team & Gesellschaftsstruktur
Cap Table: Wer hält wie viele Anteile?
ESOP (Stock Options)? Vorkaufsrechte?
Verträge mit Gründern, Beratern, Gesellschaftern
Rechtliches & Datenschutz
AGB, Datenschutzerklärung, AV-Verträge
DSGVO-Konformität (z. B. TOMs, VVT, Auftragsverarbeiter)
Medizinprodukte-Zulassung (MDR), CE-Kennzeichnung, wenn relevant
Produkt & Markt
Funktionsnachweis, MVP oder Live-Version
Kundenfeedback, NPS, Piloten, Zertifikate
Marktanalysen, Wettbewerb, Positionierung
Verträge & Partnerschaften
Kunden- und Kooperationsverträge
Lizenzen, Markenrechte, Patente
Vereinbarungen mit Kassen, Leistungserbringern, Trägern
Häufige Stolperfallen – und wie man sie vermeidet
Fehler | Auswirkung | Lösung |
---|---|---|
Fehlender Cap Table | Unklarheit über Eigentumsverhältnisse | Mit Tools wie Eqvista oder Excel sauber pflegen |
Unsaubere DSGVO-Dokumentation | Vertrauensverlust, rechtliche Risiken | Fachberatung, Dokumentenvorlagen nutzen |
"Versteckte" Gesellschaftervereinbarungen | Misstrauen seitens Investor | Vollständige Offenlegung + Protokolle bereithalten |
Mangelhafte Finanzplanung | Fragen zur Skalierbarkeit und Kapitalbedarf | Realistische Szenarien + nachvollziehbare KPIs |
Kundenverhältnisse nicht schriftlich fixiert | Kein Nachweis über Traktion oder Umsatzbindung | Mind. Absichtserklärungen oder Pilotverträge sichern |
Der Zeitfaktor: Wann anfangen?
Viele Startups warten, bis ein Investor konkretes Interesse zeigt – dann wird es stressig. Besser ist ein Due-Diligence-Readiness-Ansatz:
6 Monate vorher: alle Dokumente erfassen, sortieren, Lücken identifizieren
3 Monate vorher: Externe Prüfung der Unterlagen (Steuerberater, Jurist, Datenschutzexperte)
1 Monat vorher: Datenraum erstellen (z. B. in DocSend, Google Drive, DealRoom)
Fazit
Eine gelungene Due Diligence ist kein Zufall, sondern Ergebnis guter Vorbereitung.
Gerade im regulierten Gesundheitswesen zahlen sich Struktur, Transparenz und Voraussicht aus. Wer jetzt investorenreif wird, hat später die Freiheit, den richtigen Partner zu wählen – zu fairen Bedingungen.
Tipp: Auch für Startups, die aktuell kein Investment suchen, lohnt sich der Check. Denn viele Förderungen, Ausschreibungen oder Partnerschaften erfordern ähnliche Strukturen wie Investoren.